Arbeitsbelastung in der Altenpflege

Die Arbeit in der Pflege ist ein erfüllender aber ohne Zweifel auch ein körperlich fordernder Job. Wir hatten die Gelegenheit mit Hilfe von ForLife Kinetics die Belastungen von typischen Arbeits- und Bewegungsmustern in einem Altenheim zu erfassen. Und die Ergebnisse haben unseren Fokus deutlich erweitert.

Bereits im Januar waren wir mit einem Team bei der evangelischen Altenhilfe St. Georgen im Schwarzwald zu Gast und haben dort einen Tag lang mit den MitarbeiterInnen und Mitarbeitern arbeitsergonomische Belastungsmessungen durchgeführt. Dabei stand nicht nur die reine Pflege der BewohnerInnen im Mittelpunkt sondern auch die für eine funktionierende Infrastruktur immanenten Bereiche der Raumpflege, der Wäscherei und der Küche.

Die teils sehr hohen körperlichen Belastungsspitzen in der Pflege, z.B. beim Umlagern oder Aufrichten von PatientInnen sind uns bereits aus unseren Messungen in Krankenhäusern bekannt. Auch in der Altenpflege sind immer wieder hohe „Peaks“, also kurzzeitig enorm hohe Krafteinwirkungen auf das muskulo-skelettale System, sicht- und messbar. Diese stimmen mit den subjektiven Belastungsbeschreibungen und den tatsächlich auftretenden Krankheitsbildern der MitarbeiterInnen wie Rückenschmerzen oder Kniebeschwerden etc. überein.

„Die Leitung der Pflegeeinrichtung St. Georgen arbeitet in vielen Bereichen sehr zukunftsorientiert und innovativ“, so ForLife Kinetics-Experte Michael Gissinger. „Man merkt, dass nicht nur dem Wohl der BewohnerInnen, sondern auch der Gesundheit der MitarbeiterInnen ein besonders hoher Stellenwert beigemessen wird. Ein nicht zu unterschätzender Faktor in einem hart umkämpften Markt von Fachkräften.“

Wichtige Bereiche werden leicht übersehen

Im Rahmen unserer Messungen vor Ort haben wir auch einen Blick in die Raumpflege, die Wäscherei und die Küche werfen dürfen. Und was wir hier an Daten zusammengetragen haben, hat uns selbst zugegebenermaßen etwas überrascht.

Natürlich sind die Tätigkeiten in diesen Bereichen anstrengend und harte Arbeit, wie sich jeder leicht vorstellen kann. Mit Hilfe von ForLife Kinetics haben wir einige Teilbereich genauer unter die Lupe genommen und dabei erstaunliche Fakten zu Tage gefördert.

Laufwege beim Reinigen eines Zimmers.

Oder wusstet ihr, dass eine Raumpflegerin bzw. ein Raumpfleger knapp 175 Meter in einem einzigen BewohnerInnen-Zimmer zurücklegt? Bei durchschnittlich 33 Zimmern pro Arbeitstag entspricht das fast 5,8 Kilometern und dabei sind die Wege außerhalb der Zimmer noch nicht einmal mit eingerechnet.

„Hat sich jemand schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie einseitig die Arbeitsbelastung ist, wenn der Reinigungsablauf der Zimmer immer die gleiche Richtung hat, also wirklich jeder Raum im Uhrzeigersinn geputzt wird“, fragt Michael Gissinger. „Die Lösung dafür liegt auf der Hand, oder?“

Enorme Unterschiede gibt es zudem auch, wenn jemand ausschließlich dieselbe Hand für bestimmte Tätigkeiten nutzt, was naturgemäß keine Überraschung ist. Die einseitige Belastung für Schultern, Ellenbogen und Handgelenke ist auffällig. Ein trainierter Arbeitsablauf mit regelmäßigem Handwechsel wäre hier eine ebenso einfache wie langfristig sinnvolle Lösung.

Sauber und trocken und sehr, sehr anstrengend

In der hauseigenen Wäscherei fallen täglich viele hundert Kilo an Wäsche an und auch die müssen bewegt werden. Hier konnten wir exemplarisch das Kinetics-System beim Be- und Entladen eines Industriewäschetrockners einsetzen.

Auch wenn die Arbeitsbereiche bereits einigermaßen ergonomisch eingerichtet sind, treten hier Belastungsspitzen durch Zwangshaltungen und das hohe Gewicht der nassen und auch der trockenen Wäschebündel auf. Allein das regelmäßige Reinigen des Flusensiebs im Trockner, das an einer für die MitarbeiterInnen sehr ungünstigen Stelle angebracht ist, kann durch die hohen Wiederholungszahlen über Tage, Wochen, Monate und Jahre eines Arbeitslebens für gesundheitliche Probleme sorgen.

„Zu Beginn dieser Woche durften wir der Heimleitung unsere Ergebnisse präsentieren“, so Michael Gissinger weiter. „Ich denke mal, dass die Messergebnisse für sich sprechen. Im nächsten Schritt planen wir gemeinsam die notwendigen Konzepte, um die MitarbeiterInnen in allen Arbeitsbereichen zu schützen, zu unterstützen und damit langfristig deren Gesundheit zu erhalten.“

„Wir kümmern uns!“

Dabei ist auch der motivationale Aspekt solcher Maßnahmen nicht zu unterschätzen, wie uns die Gespräche mit unseren KundInnen immer wieder verraten. Gerade in Pflegeberufen, in denen sich Menschen mit großer Hingabe und aus Überzeugung täglich um das Wohl Anderer bemühen, tut es gut, wenn sich jemand auch einmal um die eigenen MitarbeiterInnen kümmert. Wenn die eigenen Sorgen und Nöte ernst genommen und zudem die hohe Arbeitsbelastung mit „harten Fakten“ untermauert werden, dann sorgt allein die Suche nach Lösungen für ein gutes Gefühl.

Das Umsetzen einzelner Maßnahmen und für deren Akzeptanz zu Sorgen folgt dann in enger Zusammenarbeit mit der Heimleitung und den MitarbeiterInnen vor Ort.

Unser ForLife Kinetics-Team bedankt sich bei den MitarbeiterInnen des Pflegeheims St. Georgen für die Unterstützung bei den Messungen!

Erkennbarer Belastungsunterschied re/li beim Reinigen eines Zimmers.